„Dunja, das wäre doch mal etwas für deinen Blog“, sagte eine Bekannte zu mir, die gerade ihren Umzug vorbereitet und entsprechend ausmistet. „Ich habe so viele Bücher mit Widmung – was mache ich denn mit denen?“ Das ist in der Tat eine schwierige Angelegenheit! Denn da gibt es mehrere Hemmschwellen:
- Die Widmung ist persönlich: „Lieber Karl-Heinz, es schenkt dir dieses Buch zu deinem 18. Geburtstag deine Patentante Else – damit du weißt, worauf es ankommt im Leben.“
- Buch und Widmung haben häufig einen besonderen Erinnerungswert: „In Liebe, dein Opa Klaus. Damit du mich immer in Erinnerung behältst.“
- Die Widmung stammt vom Autor selbst: „For Charlotte, good health & success, Dr. Berühmt“ oder „Für Kathrin, als Dank für deine Inspirationen und Beratung, dein Max Unbekannt.“
Es stellt sich die Frage: Will überhaupt jemand ein gebrauchtes Buch mit Widmung haben?
Ja, es will. Ich habe mich im Internet einmal umgesehen und stelle fest: Ist ein Buch gut erhalten, ist es dem Käufer egal, ob es mit Widmung versehen ist oder nicht. Er oder sie will es ganz einfach nur lesen.
Ob allerdings ein Second-Hand-Shop oder Bücher-Ankauf gerne Bücher mit Widmung nimmt, steht auf einem anderen Blatt. Hier kommt es auf die Anforderungen an, die solche Händler an den Zustand ihrer Bücher haben. Im Zweifelsfall also lieber vorher nachfragen!
Um die Widmung ungeschehen zu machen, könnte man die betreffende Seite säuberlich heraustrennen (was vermutlich den meisten sehr weh täte) oder überkleben. Mit Röntgenblick lässt sich danach zwar noch etwas entziffern, auf den ersten Blick wirkt es jedoch sauberer. Das Überkleben macht meiner Meinung nach viel Arbeit – je nachdem wie viele Bücher mit Widmung man entsorgen möchte.
Hat der Autor selbst eine Widmung verfasst, wird’s interessant: Handelt es sich um einen prominenten Autor, könnte das Buch an Wert gewinnen oder inzwischen gewonnen haben. Ist das Buch im Eigenverlag erschienen und die Autorin ist eine gute Bekannte, verhält es sich wie mit einer normalen, persönlichen Widmung: Damit kann kaum jemand etwas anfangen.
Was über all dem kreist, ist natürlich die Frage: Bin ich überhaupt willens und fähig, ein Buch mit persönlicher Widmung zu entsorgen? Hier können die Blockaden je nach individuellem Wert unterschiedlich groß sein. Bei mir hält sich die Anzahl der Bücher mit Widmung in Grenzen. Die meisten davon dürfen gerne in meinem Regal bleiben, das ich ansonsten regelmäßig ausmiste. Auf ein bis zwei könnte ich auch verzichten, weil sie für mich inzwischen einfach an Bedeutung verloren haben.
Während ich hier so schreibe, bekomme ich ein ganz schlechtes Gewissen, weil ich erst vor kurzem mein Buch „Doula-Wissen rund um die Geburt“ signiert habe. Im Tausch bekam ich die Motorradgeschichten „Ein ganz normales Wochenende“ (ich schrieb darüber schon in „Schreiben verbindet, Kradfahren auch“) – ebenfalls mit ein paar persönlichen Zeilen.
Vielleicht mache ich das mit der Widmung in Zukunft anders!? Eine Bekannte, ebenfalls Autorin, fragte neulich einfach nach: „Möchtet ihr eine Widmung in mein Buch haben oder lieber nicht?“ Erst nachdem die Beschenkten ihr Ja-Wort gegeben hatten, schrieb sie etwas Persönliches in ihr Erstlingswerk.
Alternativ könnte ich eine Karte einlegen, auf die ich meine Widmung schreibe, oder ein Blatt auf Seite 1 oder 2 einkleben, das ich nur am Rand mit Kleber versehe. So kann der Besitzer es jederzeit wieder herausnehmen, sollte er das Buch nicht mehr haben wollen.
Liebe Buch-Schenkende, es lohnt sich also darüber nachzudenken, ob und wie eine Widmung ins Buch passt!