Die Geschichte des Esszimmers begann, als es noch Ritterburgen und Königsschlösser gab. Lud sich der Herr des Hauses Gäste ein, wurde eine große Tafel gedeckt. Diese stand in einem extra dafür eingerichteten Raum, der Platz für ein Gelage mit hunderten Menschen bot. Die gemeinsame Mahlzeit war der Höhepunkt des Abends, oft auch der einzige Programmpunkt.
Übrigens: Der Gastgeber saß, meist erhöht, an einem Ende des Raumes, so dass er seinen gesamten Hofstaat überblicken konnte. Darüber hinaus existierte oft noch eine separate geschlossene Nische für das kirchliche Oberhaupt, z. B. den Bischof.
Heute gelten etwas andere Regeln – in diesem Artikel können Sie zum Beispiel nachlesen, wie Sie Ihre Gäste zuhause richtige bewirten oder worauf Sie beim Essen mit Kindern achten sollten.
1. Gäste zuhause richtig bewirten
Gepflegte Gastlichkeit hat Konjunktur, Essen und Trinken in Gesellschaft Tradition. Das Problem: Als Gastgeber haben Sie es heute mit Situationen zu tun, die Herrn Knigge völlig fremd waren. Welche alten Benimm-Regeln gelten noch, und was ist heute ganz anders als früher?
simplify-Rat 1: Mit Wasser dürfen Sie heute zuprosten. Früher sollte die Person, die keinen Alkohol trank, ihr Glas beim Zuprosten auf dem Tisch stehen lassen. Es ist aber nicht nett, jemanden aus einem Ritual auszuschließen, das Gemeinschaft bekunden soll. Deshalb hat sich diese Regel geändert.
simplify-Rat 2: Wer vornehm und nicht gierig erscheinen wollte, neigte früher seine Suppentasse nicht, ließ einen letzten Rest zurück und zeigte damit Beherrschung. Aber warum sollten Sie dem Ausguss überlassen, was Ihnen schmeckt? Suppentassen und -teller dürfen Sie deshalb heutzutage schräg stellen und komplett auslöffeln – nur an den Mund nehmen und austrinken sollten Sie sie besser nicht.
simplify-Rat 3: Fisch darf nur mit dem Fischbesteck gegessen werden – auch diese Regel ist so allgemein nicht gültig. Denn haben Sie schon einmal einen geräucherten Aal mit einem Fischmesser zerteilt? Eben! Fischsorten mit festem Fleisch (z. B. Tintenfisch, geräucherte oder marinierte Fische) werden mit normalem Besteck gegessen. Fischbesteck gibt es nur für gekochte und gegarte Fische.
simplify-Rat 4: Weißer Wein zu weißem Fleisch, roter Wein zu rotem Fleisch – das war einmal. Früher waren rote Weine eher schwer und weiße Weine eher leicht, deshalb diese Benimm-Regel. Doch Kochstile und Weine haben sich verändert. Heute gibt es auch schwere Weißweine, die schön mit einem Braten harmonieren; zu manchen Fischgerichten hingegen passt ein leichter Rotwein perfekt. Wählen Sie also einfach nach Ihrem Geschmack.
simplify-Rat 5: Als Gastgeber stellt sich oft die Frage: Für jeden Gang ein neues Besteck oder nur die Teller abräumen? Mit bereits benutztem Besteck zu essen, ist keine Freude. Räumen Sie das Besteck deshalb stets mit ab. Wenn Sie zu wenig haben, bitten Sie miteingeladene Freunde vorher, Ihnen etwas Besteck auszuleihen oder zwischen den Gängen schnell beim Spülen zu helfen.
Extra-Rat: Und wie ist das mit Aufräumen nach dem Essen: alle zusammen oder besser allein? Die Antwort leuchtet ein: Wenn alle auf einmal hin und her rennen, sprengt das die Gemütlichkeit, und es gibt keinen schönen Ausklang des Zusammenseins. Der letzte Eindruck bleibt – und deshalb räumen Sie nach dem Abschied besser alleine auf, wenn Sie Ihre Gäste zuhause richtig bewirten wollen.
2. Tischdekoration
Gäste zuhause richtig bewirten hat nicht nur etwas mit dem Essen selber zu tun – auch die Tischdeko kann entscheidend sein, ob Sie einen guten Eindruck hinterlassen oder nicht. Sie bekommen überraschend Gäste und benötigen spontan eine schöne Tischdekoration? Diese Tipps helfen Ihnen weiter:
simplify-Rat 1: Schauen Sie sich in Ihrem Garten um. Efeu findet sich fast überall, und der ist perfekt für jede Art von Tischdekoration. Aber auch mit grünen Tannenzweigen oder – im Sommer – schönen Blüten werden Sie punkten.
simplify-Rat 2: Halten Sie stets eine flache Schüssel oder Schale (aus Porzellan, Glas, Korbgeflecht o. Ä.) für spontane Tischdekorationen bereit. Diese stellen Sie als Mittelpunkt auf die Tafel. Gefüllt mit Efeuranken, (Schwimm-)Kerzen, Blumen und/oder Obst haben Sie so immer einen tollen Hingucker.
simplify-Rat 3: Halten Sie stets einige Papierservietten in verschiedenen Farben und Mustern auf Vorrat. So können Sie auch spontan perfekt kombinieren.
simplify-Rat 4: Bei großen Tischen dekorieren Sie einige Kerzen zusätzlich. Wenn Sie keine Kerzenständer mehr zur Verfügung haben, können Sie die Kerzen z. B. auch in Äpfel stecken.
simplify-Rat 5: Verteilen Sie zum Schluss „Kleinkrams“ auf der Tafel. Das können Blütenblätter, schöne Steine aus Ihrem Garten, Glassteinchen (die Sie in verschiedenen Farben auf Vorrat halten können) oder auch kleine Süßigkeiten sein.
3. Essen mit Kindern
Essen mit Kindern soll nicht den Charakter einer nervigen Unterrichtsstunde haben – aber dennoch sollen Ihre Kinder natürlich gutes Benehmen bei Tisch lernen. So haben Sie mit diesem Ziel den besten Erfolg:
simplify-Rat 1: Das beste Rüstzeug ist Ihr eigenes gutes Beispiel. Beginnen Sie darüber hinaus bei dem, was gut läuft: Anstatt all das aufzuzählen, was Ihr Kind falsch macht, betonen Sie das, was es schon richtig macht. Sagen Sie: „Ganz prima, wie du dir selbst etwas genommen hast, als die Schüssel herumging.“
simplify-Rat 2: Äußern Sie sich stets konstruktiv: „Wenn Du Deine Serviette so hinlegst, dann machst du dich nicht dreckig, falls Essen hinunterfällt.“
simplify-Rat 3: Übung macht den Meister – aber das geht auch spielerisch: Verwandeln Sie z. B. an einem Abend in der Woche das Essen mit Kindern in ein „Event“, zu dem Sie ein formelles Abendessen gestalten. Machen Sie sich gemeinsam fein, servieren Sie mit den Kindern gemeinsam ein besonderes Essen und das Wichtigste: Erwarten Sie entsprechendes Benehmen.
simplify-Rat 4: Und wenn Sie einen Rülpser hören? Gar nicht beachten – und im Wiederholungsfall erklären, dass Rülpsen zwar in einigen Kulturen dazugehört (weil man damit zeigt, dass einem das Essen schmeckt), aber bei uns als schlechtes Benehmen gilt. Und wenn man so etwas bei jemand anderem zuhause macht, könnte der ja denken, man sei ein „Schweinchen“ – und dann würde man vielleicht nie wieder eingeladen …
simplify-Rat 5: Essen Sie ab und zu mit Ihren Kindern auswärts. Wichtig: Fast-Food-Restaurants zählen nicht – wenn Stühle am Boden festgeschraubt sind, macht es nicht wirklich Sinn, jemandem den Stuhl zurechtzurücken …
Besser: Versuchen Sie es mit einem familientauglichen Restaurant (gut geeignet ist z. B. meist der Italiener um die Ecke). Erlauben Sie den Kindern, ihr Essen selbst zu bestellen – und überlegen sie gemeinsam vor dem Bezahlen, wie viel Trinkgeld Sie geben möchten.
Extra-Rat: Manchmal erleben Sie sicher auch eine Überraschung; z.B., wenn Ihnen die Nachbarin plötzlich erzählt, wie vorbildlich sich Ihr Kind an Nachbars’ Tisch benommen hat. Verlieren Sie also nicht den Mut, wenn das Benehmen Ihrer Kinder zuhause manchmal völlig inakzeptabel ist – is(s)t das Kind nicht zuhause, geht es meist auch anders.
4. Richtig wischen
Ständig teuren Glanzreiniger verwenden, wenn beim Essen mit Kindern wieder etwas danebengegangen ist – das muss nicht sein. Mit diesen Tricks reinigen Sie Ihre Wischböden unter dem Esstisch preiswerter und genauso gut:
simplify-Rat 1: Geben Sie statt des teuren Spezialreinigers „einfache“ Mittelchen ins Wischwasser, die Sie sowieso im Haus haben, z. B. ein Schuss Shampoo, Spülmittel, Essigessenz, Soda oder Spiritus – sauber und glänzend ist der Boden danach garantiert auch.
Wichtig: Böden immer nur „nebelfeucht“ wischen, d.h. den Lappen sehr gut auswringen. So vermeiden Sie Wasserflecken von Anfang an.
simplify-Rat 2: Auch teure Staubwischtücher für den Fußboden können Sie sich sparen. Ausgediente Perlonstrumpfhosen erfüllen den gleichen Zweck. Einfach die Strumpfhose über den Mob oder Besen spannen und damit den Boden wischen. Der Staub wird angezogen wie ein Magnet.
simplify-Rat 3: Kleine Kratzer auf Parkett oder Laminat lassen sich sehr gut mit einfachem Speiseöl kaschieren. Einfach nach dem Wischen einpolieren. Aber Achtung, Rutschgefahr!
simplify-Rat 4: Wenn gefüllte Flaschen oder Gläser herunterfallen und zerbrechen, ist es eine unangenehme Arbeit, die Reste wegzuputzen: Ausgelaufene Flüssigkeiten gehören nicht auf die Kehrschaufel, Scherben nicht in den Aufwischlappen. Die Lösung: Das ganze Malheur großzügig mit Semmelbrösel oder Katzenstreu bedecken. Kurz warten, bis die Flüssigkeit aufgesogen wurde, und danach alles aufkehren, kurz nachwischen.