Wie Sie die Beziehung zu Ihren liebsten Menschen erfüllender gestalten
Gerade in Familien prallen oft unterschiedliche Bedürfnisse aufeinander. In seinem Erziehungsklassiker „Familienkonferenz" macht der Psychologe Thomas Gordon einfache Vorschläge für das familiäre Konfliktmanagement, wie Missverständnisse in der Familie vermieden und die Bedürfnisse aller so befriedigt werden, dass niemand verletzt wird. Um aufreibende Streitereien zu vermeiden, sind eine offene Sprache ohne Vorwürfe und eine verständnisvolle Art des Zuhörens notwendig. Beides kann erlernt und geübt werden, wenige Grundsätze der Kommunikation sind zu beachten:
Senden Sie klare Ich-Botschaften
Drücken Sie Ihre Gefühle und Bedürfnisse klar erkennbar für den Gesprächspartner aus. Eine Ich-Botschaft ist eine Mitteilung über sich selber. Stimmt Ihre Aussage mit Ihrem Empfinden überein, wirken Sie auf den anderen glaubwürdig. So verstehen Ihre Mitmenschen, wie Sie die Welt wahrnehmen.
Kommen Sie auf den Punkt und verstecken Sie sich nicht hinter indirekten oder unklaren Formulierungen. Also statt „Ich bin der Überzeugung, dass …” lieber direkt: „Ich finde die Aufgaben, die dir dein Lehrer gegeben hat, absolut gerecht.”
Vermeiden Sie Du-Botschaften
Obwohl einleuchtet, dass „Ich-Botschaften” von anderen besser verstanden werden, äußern sich viele per „Du-Botschaften”. Das sind Aussagen, Beurteilungen und Bewertungen anderer Personen. Sie schaffen es nicht mitzuteilen, was in Ihnen vorgeht. Das ruft beim anderen Verletzung und Zurückhaltung hervor. Niemand will beurteilt und in eine Schublade gesteckt werden.
„Du bist immer so nett” wirkt auf manchen bereits als Urteil oder Manipulation. Besser verstanden wird: „Ich mag deine Art, wie du mit Menschen umgehst.” Lassen Sie für ein gelungenes Konfliktmanagement Ihre Empfindungen einfließen – auch die negativen.
Teilen Sie negative Gefühle mit
Sagen Sie nicht mehr „Du bist so unordentlich! Räum endlich deine Sachen vom Fußboden! Du willst mich wohl ärgern!” Schicken Sie stattdessen eine Ich-Botschaft.
Bringen Sie Ihre Gefühle über das Verhalten des anderen zum Ausdruck: „Ich habe Angst, dass ich über deine Inliner stolpere und mich noch verletze, wenn du sie hier auf der Treppe liegen lässt.” Oder: „Mich stören deine Sachen auf dem Fußboden, ich habe hier gerade erst aufgeräumt.” Wichtig ist, dass Sie beim Konfliktmanagement das Verhalten des anderen nicht bewerten, sondern frei von Vorwürfen darstellen, wo für Sie das Problem liegt.
Lernen Sie aktives Zuhören
Melden Sie zurück, was der andere Ihnen wohl sagen und welche Gefühle er ausdrücken wollte. So beugen Sie Missverständnissen in der Kommunikation vor. Wenn das Kind fragt: „Wann ist das Essen fertig?”, kann das verschieden verstanden werden. Fragen Sie: „Du hast wohl Hunger?” oder: „Willst du noch etwas spielen?”. Klären Sie damit das Anliegen Ihres Kindes.
Beurteilen Sie keine Gefühle
Wenn Kinder Probleme haben, ist aktives Zuhören für den Erfolg des Konfliktmanagements besonders hilfreich. Es kann Kindern helfen, Verunsicherungen auszudrücken und eigene Lösungen zu erarbeiten. Überlassen Sie dabei dem Kind den Ball. Melden Sie die Botschaft (Inhalt und Gefühle) zurück. Hilfreiche Formulierungen hierzu: „Du denkst …, mit anderen Worten …, Du bist (z. B.) verärgert, traurig, unzufrieden…”
Kind: „Die Lehrer spinnen völlig. Jeder denkt, wir müssten nur für sein Fach lernen.” Vater: „Du bist sauer über die Menge der Hausaufgaben.” Diese Art des Zuhörens vermittelt Kindern die Erkenntnis: „Meine Gefühle sind gut. Ich darf sie haben.” Wenn Sie Ihrem Kind durch aktives Zuhören zeigen, dass Sie seine Empfindungen ernst nehmen, wird auch dem Kind geholfen, sie anzunehmen.
Vermeiden Sie Ratschläge wie „Ich an deiner Stelle würde …" Moralpredigten wie „Das Leben ist nun mal kein Zuckerschlecken" oder beruhigende Sätze wie „In ein paar Jahren wirst du darüber lachen" führen wieder von den Gefühlen des Kindes weg und sind für das Konfliktmanagement contraproduktiv. Zum Weiterlesen: Thomas Gordon, Familienkonferenz. Heyne Sachbuch, München 1994, 8,95 €. ISBN 3453078616. Das Ganze funktioniert auch am Arbeitsplatz. Gordon hat dem ein eigenes Buch gewidmet: Managerkonferenz. Heyne Taschenbuch, 2005, 8,95 €. ISBN 3-453-60000-2. Dr. Elisabeth Rimmele-Schick