Hilfreiche Tipps für alle Beteiligten
Ist die Schwiegermutter noch ein Thema? Oder gab es das nur früher, in der Zeit, aus der die Märchen berichten? Als eine Augsburgerin eine Selbsthilfegruppe für Schwiegertöchter gründete, meldeten sich 15.000 Betroffene. Das hat die Psychotherapeutin Eva Jaeggi veranlasst, ein Buch über dieses Thema zu schreiben. Hier ihre Tipps, simplify-mäßig zusammengefasst:
Sehen Sie auf Ihre Wünsche
„Ich bin für alles offen“, sagen Schwiegermütter in spe vor ihrer 1. Begegnung mit dem oder der Auserwählten ihres Kindes. Aber das stimmt fast nie. Jede Mutter erhofft sich eine bestimmte Art von Partner/ in für ihr Kind. Auch hat fast jede Frau Vorstellungen, wie die Mutter ihres Zukünftigen sein (oder wie sie keinesfalls sein) sollte.
simplify-Rat: Sagen Sie Ihrer Schwiegermutter oder -tochter offen, was Sie sich insgeheim erhoffen. Je klarer Sie sich Ihre Träume machen, umso ehrlicher dürfen Sie mit sich selbst sein. Damit wären wir beim wichtigen nächsten Punkt.
Spielen Sie anderen nichts vor
In einer Beziehung (auch der Mutter- Schwiegerkind-Beziehung) darf jeder er selbst sein. Versuchen Sie als Frau nicht, Ihrem Mann zuliebe die Erwartungen der Schwiegermutter zu erfüllen. Oder die ideale Schwiegermutter zu spielen, damit Ihr Kind Punkte bei seinem Partner sammelt.
simplify-Rat: Nehmen Sie immer direkten Kontakt auf mit Ihrer/m Schwiegermutter, Schwiegertochter, Schwiegersohn. Benutzen Sie Ihren Partner nicht als Boten („Womit kann ich deiner Mutter eine Freude machen?“). Missverständnisse sind sonst vorprogrammiert!
Sehen Sie die Eltern-Kind-Ebene neu
In dem Moment, in dem Ihr Sohn oder Ihre Tochter geheiratet oder eine feste Beziehung begonnen hat, hat Ihr Kind Ihr Haus und Ihren Machtbereich verlassen. Es ist jetzt selbst potenziell ein Elternteil – auch wenn (noch) keine Kinder da sind. Das heißt nicht, dass die (jetzt verheirateten) Kinder nun ihren Eltern ebenbürtig sind. Aber die alten Hoheitsrechte der Eltern sind dahin. Schwiegermütter versuchen bisweilen, mit Baby- und Kleinkindgeschichten dem Partner ihres Kindes klarzumachen: Das ist mein Kind, das ich viel länger kenne als du.
simplify-Rat: Machen Sie Ihr „Kind“ nicht durch solche Rückgriffe auf die Babyzeit verlegen. Einmal ist das vielleicht lustig, öfter aber wird es peinlich – auch für Sie als Mutter („Die will wohl nicht wahrhaben, dass du erwachsen bist“).
Stülpen Sie keine Bilder über
In unseren Kleinfamilien gibt es die Gefahr des Etikettierungszwangs. Bei 2 Kindern muss das eine klug, das andere schön werden. Oder eines so sein wie der Vater, das andere wie die Mutter. Dermaßen mit Erwartungen überfrachtet, wird dann auch der neue Partner eingereiht in die Familiengalerie („Mein Klaus ist so ein Träumer, jetzt kriegt er eine praktisch begabte Frau“). Dabei übersehen beide Generationen, dass in jeder Partnerschaft bzw. Ehe etwas Neues, Unverwechselbares und Überraschendes entsteht, das in kein großes Sippenkonzept passen muss.
simplify-Rat: Dass Ihre Schwiegereltern ein Etikett für Sie bereithalten („der das Geld zusammenhält“, „die Intellektuelle“), können Sie kaum ändern. Doch wenn Sie den Mechanismus durchschaut haben, brauchen Sie sich das Etikett nicht selbst aufzukleben.
Bleiben Sie neugierig
Neugier und Freude am anderen – das ist der wichtigste und einfachste Rat gegen alle Raster, in die man Sie stecken möchte oder in die Sie andere einsortieren wollen.
simplify-Rat: Halten Sie Balance. Fragen Sie interessiert, aber fragen Sie nicht aus. Bewerten Sie nicht die Antworten, sondern zeigen Sie Anteilnahme und wohlwollendes, verständnisvolles Interesse. Dann erzählen Sie selbst von sich. Stoßen Sie auf Zonen, über die der andere nicht sprechen möchte, drängeln Sie nicht. Wie sich 2 große Familiensysteme in einer Partnerschaft langsam füreinander öffnen, gehört zu den spannendsten und schönsten Aspekten einer Beziehung.
Zum Weiterlesen: Eva Jaeggi, Liebe, böse Schwiegermutter.Walter Verlag, Düsseldorf 2006. ISBN-10: 3-530-42203-7. gebraucht erhältlich.