Versöhnung: Frieden schließen mit den Eltern

Versöhnung: Frieden schließen mit den Eltern

Wie Sie zu einem entspannteren Miteinander finden

„Meine Mutter beschwert sich immer, dass ich nicht oft genug anrufe.“ – „Meinem Vater kann ich nichts recht machen.“ Kommen Ihnen solche Sätze bekannt vor? Sie bleiben immer jemandes Kind, egal, wie alt, reif und weise Sie werden. Über den Tod der Eltern hinaus prägt diese engste aller Bindungen Ihr Leben.

Doch obwohl so viel Liebe im Spiel ist, können sich nur wenige über ein ungetrübtes Verhältnis zu den Eltern freuen. Um wirklich erwachsen zu sein, müssen Sie sich aus den alten Abhängigkeiten lösen und die Bindung trotzdem pflegen. Niemand ist mehr an seine Eltern gekettet als ein Mensch, der sich von ihnen losgesagt und den Kontakt abgebrochen hat. Hier 9 Tipps, wie Sie sich mit Ihren Eltern versöhnen.

1. Stehen Sie zu Ihrer Liebe

Kinder lieben ihre Eltern – unabhängig davon, wie diese Eltern sind. Auch wenn Sie momentan eher gemischte Gefühle gegenüber Mutter oder Vater haben – Gleichgültigkeit gibt es nicht. Ihre Ur- Liebe zu den Eltern lebt (selbst wenn sie sich bis zum Hass verwandelt hat) in Ihnen weiter. Stehen Sie dazu. Diese Klarheit ist die Ausgangsbasis für eine Versöhnung und eine gute, reife Beziehung.


Vom Nest zum Taubenschlag

Je älter die Kinder werden, desto mehr herrscht in den meisten Familien ein ständiges Kommen und Gehen. Erfahren Sie, wie Sie auch mit Ihren heranwachsenden Kindern in gutem Kontakt bleiben und den Zusammenhalt Ihrer Familie stärken.


2. Wechseln Sie die Perspektive

Wer im Labyrinth steckt, hat keinen Überblick. Versuchen Sie, die Struktur Ihrer Herkunftsfamilie von oben zu betrachten. Wer hatte welche Rolle? Gab es oder gibt es einen Außenseiter, einen ewigen Gewinner, ein Hätschelkind? Wer hatte das Sagen, Vater oder Mutter? Die Vergangenheit können Sie nicht ändern. Aber Sie können lernen, sie zu verstehen.

3. Üben Sie Nachsicht


Das kleine simplify Familienalltagsbuch zeigt Ihnen, wie Sie in kleinen, leicht zu bewältigenden Schritten aus den vielen kleinen und großen Sackgassen des Familienalltags herausfinden. Finden Sie mit unseren Tipps zu dem harmonischen Miteinander, das Sie sich wünschen – ohne jeden Tag aufs Neue über die ewig gleichen Themen diskutieren zu müssen!


Die meisten Menschen handeln so gut es ihnen möglich ist. Ihre Eltern wollten sicher gute Eltern sein. Waren sie es nicht, dann konnten sie es nicht besser. Dafür gibt es viele Gründe, an denen sie nicht nur allein schuld waren, sondern die auch in der Familiengeschichte liegen. Wenn Ihre Mutter Sie immer „mein Dummerchen“ genannt und entmutigt hat, standen dahinter ihre eigenen Komplexe. Wenn für Ihren Vater nur Leistung zählte, so hat ihm niemand beigebracht, Nähe und Liebe zu vermitteln. Er liebt Sie trotzdem.

4. Sehen – und sagen – Sie das Gute

Sicher haben Ihre Eltern nicht alles falsch gemacht. Überlegen Sie, was gut war, und danken Sie ihnen dafür. In Ihrer Familie wurde viel geredet? Dann haben Sie heute einen großen Wortschatz. Ihre Mutter hat mit Ihnen gebastelt, gekocht oder gesungen? Dann hat Sie Ihre Talente geweckt. Sie müssen keine dramatischen Dankesreden halten. Sagen Sie einfach: „Du hast mir damals geholfen, als mich der Mathelehrer so auf dem Kieker hatte. Das fand ich wirklich gut.“ – „Meine Geburtstagsfeste waren die schönsten.“ – „Ich weiß, dass es für Euch nicht leicht war, mir die gute Ausbildung zu finanzieren.“ Räumen Sie auf mit dem Klischee, von den eigenen Kindern habe man keine Dankbarkeit zu erwarten.

5. Halten Sie Kontakt

Einerlei, ob Ihre Eltern nebenan oder in einem anderen Erdteil leben: Melden Sie sich regelmäßig. Rufen Sie an, schicken Sie Karten und Zeitungsartikel, Rezepte und Reisetipps, Fotos von den Kindern oder vom Hund. Lassen Sie Ihre Eltern an Ihrem Leben teilhaben, auch ungefragt. Kommen Sie nicht nur zu Geburtstagen oder an Weihnachten. Andererseits brauchen Sie nicht täglich anzurufen, wenn Sie weder Zeit noch Lust haben. Wehren Sie sich liebevoll, aber bestimmt gegen Manipulationen: „Ein Besuch bei euch soll doch kein Pflichttermin sein. Dafür seid ihr mir viel zu schade.“

6. Hören Sie zu

Ihre Eltern wissen Dinge, die Sie von niemandem sonst erfahren können. Sie sind Zeitzeugen Ihrer Familienhistorie. Fragen Sie nach der Kindheit und Jugend Ihrer Eltern, nach Verwandten, von denen Sie vielleicht nur die Namen kennen. Lassen Sie sich auch vom Krieg berichten oder vom Lebensgefühl der 50er und 60er Jahre. So lernen Sie viel, und Ihre Eltern fühlen sich geschätzt.

7. Zeigen Sie Respekt

Wenn sich Ihre Mutter in Ihre Kindererziehung einmischt, schlagen Sie nicht um sich. Antworten Sie: „Ich denke darüber nach“ und tun Sie das wirklich. Kritik von den Eltern schmerzt auch deshalb so, weil sie manchmal zutrifft (schließlich kennt Mutter Sie schon ziemlich lange). Fühlen Sie sich gekränkt, sagen Sie das auch: „Ich fühle mich von dir heruntergeputzt. Deshalb fällt es mir schwer, deinen Rat anzunehmen.“ Bestehen Sie auf einem zivilisierten Umgangston. Manche Menschen hängen dem Irrglauben an, innerhalb der Familie sei alles erlaubt. Behandeln aber auch Sie Ihre Eltern mit Achtung – besonders, wenn sie hilfsbedürftig werden.

8. Holen Sie Hilfe

Manche Verletzungen aus der Kindheit können Sie nicht selbst heilen. Wer schwer geschlagen, sexuell missbraucht, vernachlässigt oder verlassen wurde, braucht in der Regel professionelle Hilfe. Informieren Sie sich über Therapieformen und lassen Sie bei der Wahl von Therapeut oder Therapeutin Ihr Gefühl mitentscheiden.

9. Feiern Sie Erfolge

Es ist schwer, sich aus alten Verhaltensmustern zu lösen. Freuen Sie sich auch über kleine Fortschritte: das Telefongespräch ohne verbale Spitzen, das Dankeschön des Vaters für Ihren Brief, das Gefühl der Vorfreude, wenn ein Familienfest ansteht.

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