So können Sie helfen, wenn Hilfe wirklich wichtig wird
Wem gekündigt wird, der verliert leicht den Boden unter den Füßen. In solch einer Situation sind Partner, Freunde und nahe Verwandte besonders gefragt. Hier ein paar Tipps, wie Sie jemandem, der Ihnen nahe steht, in einer derartigen Krise beistehen können.
Es geht nicht um „Schuld“
So bedrückend die hohe Arbeitslosenrate ist – sie hat immerhin dafür gesorgt, dass Arbeitslosigkeit kein Tabuthema mehr ist. Betonen Sie gegenüber Ihrem Freund (bzw. Freundin), dass er (bzw. sie) sich nicht zu „verstecken“ braucht. Es ist ja höchstwahrscheinlich nicht seine Schuld, dass er die Stelle verloren hat. Deshalb braucht er sich auch nicht in Selbstvorwürfen zu zerfleischen.
Bestandsaufnahme
Bilanzieren Sie stattdessen mit dem Betroffenen, was an seiner neuen Situation negativ ist – und was positiv. Welche neuen Perspektiven bringt es, dass der alte Job weg ist? Bestimmt gab es schon Situationen, in denen Ihr Freund mit dem Gedanken gespielt hat, sich eine andere Stelle zu suchen, aus welchen Gründen auch immer. Schreiben Sie zusammen auf, was ihm an der alten Stelle gefallen, aber auch, was er vermisst hat. Entwickeln Sie dann gemeinsam das Wunschprofil seiner neuen Stelle. Welche Qualifikationen bringt er jetzt schon mit? Welche kann er jetzt erwerben und wie? Das lenkt den Blick auf die Chancen, die die neue Situation birgt. Schließlich bedeutet „arbeitsuchend“ nicht unbedingt „arbeitslos“.
Kontakt halten
Wer seine Stelle verloren hat, hat zunächst einmal mehr Zeit als seine berufstätigen Freunde. Viele zögern deshalb, auf ihre Freunde in gewohnter Weise zuzugehen. Sie haben Angst, die vermeintlich viel beschäftigten anderen zu „nerven“. Melden Sie sich deshalb von sich aus mindestens ein Mal pro Woche bei Ihrem Freund und schlagen Sie ihm eine Verabredung vor.
Infos und Anregungen geben
Sparen Sie bei Ihren Gesprächen die Situation in Ihrem eigenen Job nicht aus, sondern erzählen Sie von Ihrem Arbeitsalltag. Genau solche Anregungen und Informationen, manchmal auch „Klatsch und Tratsch“, fehlen Ihrem Freund jetzt. Ermuntern Sie ihn deshalb auch, sich einem Berufsverband oder einer Gewerkschaft anzuschließen oder interessante Veranstaltungen oder Messen zu besuchen. So bleibt er im Gespräch, kann Kontakte schließen und Netzwerke bilden.
Standbeine stärken
Betonen Sie gegenüber Ihrem Freund, dass der Job zwar wichtig, aber nur ein Standbein von mehreren ist. Welche Menschen, welche Aktivitäten, welche Ziele sind ihm mindestens genauso wichtig? Was wollte Ihr Freund „schon immer mal machen“, wofür er aber anscheinend nie die Zeit hatte? Vielleicht eine neue Sprache lernen? Sich endlich einmal gründlich mit den Möglichkeiten seines Computers vertraut machen? Tatsächlich einmal einige Tage mit seinem Patenkind verbringen? Jetzt ist der Augenblick!
Selbstbewusstsein aufbauen
Erinnern Sie ihn an andere schwere Situationen in seinem Leben, die er schon gemeistert hat. Geben Sie ihm die Biografie eines Menschen zu lesen, der eine Krise verkraftet hat und daran gewachsen ist. Weisen Sie ihn auf Gelegenheiten hin, seine Kenntnisse und Fähigkeiten ehrenamtlich einzusetzen. Dort gibt es eine so breite Palette an Möglichkeiten, dass man sich das heraussuchen kann, was nicht nur nützlich ist, sondern auch Spaß bringt. Gemeinnützige Arbeit erweitert den Horizont, macht zufrieden (weil man gebraucht wird) und schafft wertvolle Kontakte. Außerdem ist ehrenamtliches Engagement ein dicker Pluspunkt in einer Bewerbungs-Biografie, mit dem man so manche andere Schwachstelle ausgleichen kann.
Den Tagesrhythmus finden
Bestärken Sie Ihren Freund darin, einen selbst organisierten, stabilen Tagesrhythmus einzuhalten: Feste Zeiten für Mahlzeiten, fürs Studium von Zeitungen und Stellenanzeigen, aber auch für sportliche Aktivitäten, Weiterbildung etc. verleihen dem Tag Struktur und geben einem das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. Das wiederum schafft Selbstbewusstsein, und es wird Ihrem Freund leichter fallen, sich wieder in eine feste Stelle einzufinden.
Autor: Tiki Küstenmacher