Gute soziale Kontakte bereichern das Leben. Das wussten wir schon immer, auch ohne psychologische Studien. Nun aber haben Forscher in verschiedenen Untersuchungen etwas Interessantes nachgewiesen: Es ist wichtig, nicht nur individuelle Freundschaften zu pflegen, sondern auch aktiv verschiedenen Gruppen von Menschen anzugehören. Das dadurch entstehende Gefühl von Gemeinschaft und Zugehörigkeit wirkt sich mehrfach positiv aus – auf Ihr seelisches Wohlbefinden, Ihre Zufriedenheit und sogar auf Ihre körperliche Gesundheit! So profitieren auch Sie davon:
Entdecken Sie die Fülle Ihrer Gemeinschaften
Welchen Organisationen, Gruppen, Kreisen … gehören Sie an? Schreiben Sie jede Gemeinschaft auf ein Post-it. Nehmen Sie sich dafür eine Viertelstunde Zeit. Nachdem ich (Ruth) es selbst ausprobiert hatte, war ich sehr erstaunt, was ich alles zu Papier gebracht hatte.
simplify-Rat: Denken Sie auch an inoffizielle private Kreise (die Hundebesitzer, die sich abends auf der großen Wiese treffen), an berufliche Organisationen (Gewerkschaft, Berufsverband) und an rein passive Mitgliedschaften (Automobilclub). Wenn Sie mehreren Gruppen innerhalb einer größeren Einheit angehören – z. B. Chor, Gemeinderat und Büchereiteam in Ihrer Pfarrgemeinde –, listen Sie alle separat auf.
Verorten Sie sich auf Ihrer Landkarte
Schreiben Sie in die Mitte eines großen Blatts Ihren Namen, und ordnen Sie außenherum die Haftetiketten mit Ihren verschiedenen Zugehörigkeiten an. Gruppen, die Ihnen viel bedeuten, kommen in die Mitte, weniger bedeutsame Gruppen eher an den Blattrand. Was Sie als „wichtig“ und „unwichtig“ einstufen, hängt nicht nur von der miteinander verbrachten Zeit ab, sondern auch von Ihrer emotionalen Verbundenheit – und davon, wie stark Sie sich mit etwaigen Gruppenzielen (z. B. Pflege eines Biotops, Mitgestaltung des Schullebens Ihrer Kinder) identifizieren.
simplify-Rat: Datieren Sie das Blatt, bewahren Sie es auf, und machen Sie einmal im Jahr (z. B. am Ende Ihres Sommerurlaubs) einen „Gemeinschafts-Check“. Was hat sich verändert?
Immer wieder neu
Genau wie individuelle Freundschaften können auch gute Gruppenbeziehungen allmählich schwächer werden oder mit einem großen Knall zerbrechen. Der früher rege besuchte Klassenelternstammtisch „stirbt“ leise mangels allgemeinen Interesses; der Ortsverband Ihrer Partei hat sich über seine Haltung zu einem geplanten Straßenbauprojekt zerstritten.
simplify-Rat: Gehen Sie nicht davon aus, dass Sie mit Gruppenkontakten ein für allemal „gut versorgt“ sind. Wenn Sie bei Ihrem jährlichen GemeinschaftsCheck merken, dass Ihnen eine wichtige Bezugsgruppe verloren geht, suchen Sie aktiv nach einer neuen. Dazu können Sie eine neue Aktivität beginnen (VHSSprachkurs, Sportverein, Engagement im Berufsverband) und völlig neue Leute kennenlernen. Oder Sie bauen bereits bestehende Kontakte aus.
Schließen Sie sich zusammen
Typisch für alte Schulfreundschaften: Außerhalb von Klassen- oder Jahrgangstreffen treffen sich nur noch Zweier-Paare. Katharina mit Irene, Irene außerdem mit Karla, Karla außerdem mit Johanna … (und vielleicht sogar Johanna wiederum mit Katharina).
simplify-Rat: Regen Sie an, einen größeren Kreis zu bilden, der sich regelmäßig trifft, etwa für kulturelle Unternehmungen. Auch wenn Sie nicht zu jedem Einzelnen ein enges Verhältnis entwickeln werden: Durch die Erweiterung zu einer Gruppe wird frischer Wind in Ihre Aktivitäten und Gespräche kommen. Und vielleicht werden Sie auch erstaunt feststellen, dass mancher oder manche sich nach der Schule noch sehr zum Positiven verändert hat.
Entdecken Sie Ihre Familie
Unter „Familie“ wird oft ein ziemlich kleiner Personenkreis verstanden: Eltern, Geschwister, Partner/Partnerin, die eigenen Kinder, vielleicht noch Neffen und Nichten. Die Folge: Brechen Beziehungen weg – etwa aufgrund von Tod (Eltern), Trennung (Partner) und Konflikten (mit den Geschwistern) – stehen viele Menschen schnell „ohne Familie“ da.
simplify-Rat: Erweitern Sie Ihren Familienbegriff. Haben Sie noch Verbindung zu Ihren Cousinen und Cousins? Kennen Sie überhaupt den Zweig der Familie, der nach 1945 im anderen Teil Deutschlands lebte? Gab es in früheren Generationen Auswanderer in die USA? Das Gute an Verwandtschaft: Sie können auch Kontakt aufnehmen, wenn Sie längere Zeit nichts voneinander gehört haben oder sich noch nie begegnet sind. Tauschen Sie persönliche Erinnerungen (z. B. an Ihre Großeltern) und Familienlegenden aus (wie es Onkel Eduard gelang, aus französischer Kriegsgefangenschaft zu fliehen). Suchen Sie nach Gemeinsamkeiten. Vielleicht entdecken Sie, dass Ihnen weitläufigere Verwandte näherstehen als enge Verwandte.
Arbeit plus X
Etwa jeder dritte Deutsche ist ehrenamtlich engagiert – als Elternbeirat, Pfarrgemeinderat, Mitglied im Flüchtlingshelferteam, Vorstand im Sportverein, Sprecher eines Fahrgastverbandes, Lesepate für Schüler, Ortsgruppenleiter einer Naturschutzorganisation usw. Doch wenn der Teamgeist fehlt, wird auch die Arbeit für eine echte Herzensangelegenheit schnell frustrierend.
simplify-Rat: Sorgen Sie für mehr Gemeinschaftssinn! Es müssen ja nicht gleich aufwendige Teambildungsmaßnahmen mit gemeinsamem Wildwasser-Rafting sein. Sitzen Sie nicht nur in Meetings, sondern machen Sie etwas Praktisches miteinander (gestalten Sie Ihren Versammlungsraum neu, verschönern Sie die Außenanlagen). Dominiert die praktische Arbeit, gönnen Sie sich geistige Anregungen (laden Sie z. B. einen Referenten ein, besuchen Sie einen Kongress). Immer gut: Feiern Sie miteinander – aus Lust am Feiern und auf immer neue Weise! Also nicht nur zu Weihnachten oder beim ewig gleichen Sommerfest.