So bringen Sie andere dazu, Ihre Grenzen zu respektieren
Frau Aberles Tochter hat wieder einmal ohne zu fragen die Kosmetika ihrer Mutter benutzt. Ein geschwätziger Kollege hält Herrn Bürgel regelmäßig von seiner Arbeit ab. Freunde bedrängen das widerstrebende Ehepaar Cipalla so lange, bis die beiden mit zum FKKStrand gehen. In allen 3 Fällen werden persönliche Grenzen verletzt. „Wie können Sie sich davor schützen, Opfer von Grenzverletzungen zu werden?“ Die Antwort liegt im Konfliktmanagement.
4 Tipps vorweg für das Konfliktmanagement
Reagieren Sie gleich beim 1. Mal. Hat sich Ihre Mutter erst einmal daran gewöhnt, bei ihren Besuchen ungefragt den Aufräumzustand Ihres Kellers zu kontrollieren, wird sie eine spätere Unterlassungsbitte vielleicht ignorieren. Hat sich die Tochter von Frau Aberle erst einmal daran gewöhnt, sich ungeniert bei den Kosmetika zu bedienen, ist die Gefahr groß, dass sie Verbote ignoriert.
Beugen Sie vor. Wenn sich Ihre letzte Zugehfrau ungefragt bei Ihren Getränken bedient hat – so klären Sie die Getränkefrage mit der Nachfolgerin gleich zu Arbeitsbeginn.
Vermeiden Sie es, jemanden bloßzustellen. Ein prophylaktisches Verbot, den Getränkeschrank zu öffnen, könnte die neue Zugehfrau beleidigen. Sagen Sie stattdessen: „Was möchten Sie trinken? Ich stelle Ihnen die Flasche auf den Esstisch, dann können Sie sich selbst bedienen.“ Mit einem „Sie werden wohl fürs Nichtstun bezahlt“ würde sich Herr Bürgel seinen Kollegen zum Feind machen. Besser, er verweist auf seinen vollen Schreibtisch.
Stehen Sie zu Ihren persönlichen Grenzen. Auch wenn alle aus Ihrer Wandergruppe bedenkenlos hintereinander in denselben Apfel beißen – wenn Ihnen dabei der Appetit vergeht, dann reichen Sie diesen einfach weiter. Auch wenn die besten Freunde von FKK schwärmen: Fühlen sich die Cipallas damit nicht wohl, dürfen sie dem Drängen widerstehen.
Und so verteidigen Sie …
… Ihre körperliche Intimsphäre
Problem: Zu Ihrem Leidwesen sind Umarmungen oder Bussis mittlerweile die Standardbegrüßungszeremonie vieler Leute. Lösung: Signalisieren Sie rechtzeitig, dass Sie einen Händedruck bevorzugen. Dazu strecken Sie Ihre Hand schon zum Gruß aus, bevor der andere nahe genug ist, sie zu ergreifen. Die Umarmung war nicht abzuwenden? Dann reagieren Sie verbal etwa mit: „Seit mir mein Bär beim Umarmen eine Rippe gebrochen hat, ist mein Bedarf an Umarmungen vorerst gesättigt.“ Mit einem solchen Scherz bringen Sie die Botschaft rüber, ohne den anderen zu brüskieren. Bei einem so subtilen Konfliktmanagement werden Sie sich auch nicht rechtfertigen müssen.
… Ihren Arbeitsbereich
Problem: Ihr Kollege studiert über Ihre Schulter hinweg den Inhalt Ihres PCBildschirms oder nimmt gedankenlos Unterlagen von Ihrem Schreibtisch in die Hand. Lösung: Sobald Ihr Kollege Ihr Büro betritt, bitten Sie ihn, Platz zu nehmen – auf einem Stuhl, den Sie ein Stück vor Ihrem Schreibtisch platziert haben! Notorischen Schnüfflern gebieten Sie Einhalt durch eine kleine Umgestaltung Ihres Arbeitsplatzes: Legen Sie die wichtigen Schriftstücke so ab, dass man erst an Ihnen vorbei muss, um dranzukommen. Das ist eine hohe psychologische Hürde, selbst wenn Sie gar nicht am Platz sind! Wie Sie den Bildschirminhalt blitzschnell vor fremden Augen verbergen, lesen Sie rechts. Tipp fürs Großraumbüro: Markieren Sie Ihren persönlichen Bereich, etwa mit einem selbst aufgenommenen gerahmten Foto oder einer besonderen Pflanze.
… Ihre Wohnung
Problem: Sie erwischen Ihren Besuch dabei, wie er sich ohne Erlaubnis in Ihrem Schlafzimmer oder in Ihrem Badezimmerschrank umschaut. Lösung: Selbst dem neugierigsten Gast wird diese Situation peinlich sein! Ermöglichen Sie ihm daher, sein Gesicht zu wahren: „Oh, du suchst bestimmt etwas. Kann ich dir helfen?“ Wahrscheinlich antwortet Ihr Gast, er habe die Schlafzimmertür mit der Toilettentür verwechselt. Zeigen Sie ihm dann einfach das angeblich Gesuchte. Denn wenn sich Ihr Gast nicht ertappt oder sogar angeschuldigt fühlt, empfindet er auch kein Unbehagen dabei, sich auf Ihr freundliches Konfliktmanagement einzulassen.
… Ihre Urlaubsruhe
Problem: Die Freunde, mit denen Sie urlauben, oder Teilnehmer der Reisegruppe erwarten, dass Sie jede Minute mit ihnen zusammen verbringen. Sie möchten aber, gelegentlich nur zu zweit oder allein zu sein. Lösung: Sprechen Sie von Ihrem Bedürfnis („Mir ist heute eher nach einem faulen Tag mit meinem Buch“). Lenken Sie dann den Schwerpunkt auf Ihre Gemeinsamkeiten: „Ich freue mich auf ein schönes Abendessen mit euch.“