Wieso raucht ein Mensch Zigaretten? Weil es sich so ergeben hat? Weil er abhängig geworden ist? Weil es ihm schmeckt? Weil er damit Stress abbaut? Weil es zur Gewohnheit geworden ist? Oberflächlich betrachtet mag das alles stimmen. Doch viel spannender finde ich die Frage, welcher tiefere Sinn hinter dem Rauchen steckt. „Zigaretten sind die Fackeln der Selbsterkenntnis und unter ihrem Einfluss kann ich mich aus der Welt in eine Sphäre privater Eindrücke zurückziehen.“ Das sagte Oscar Wilde über sein Rauchen. Es war die „Sphäre privater Eindrücke“, die es ihm angetan hat. Wir unterhielten uns mit Freunden vor kurzem darüber, wer warum raucht. „Für mich bedeutet eine Zigarette ganz klar Freiheit“, sagte eine Freundin. „Ich vertrage keine Zigaretten“, gab eine andere zu. „Wenn ich trotzdem rauche, geht es mir danach so schlecht, dass ich mich mit nichts und niemandem auseinandersetzen kann, auch nicht mit mir selbst. Das ist von großem Vorteil, wenn man eigentlich an sich arbeiten müsste …“ Bei dem nächsten ist es die Entspannung und das Ausruhen vom Alltag. „Das funktioniert nur mit einer Zigarette – dachte ich jedenfalls bis vor wenigen Monaten.“ Dieser Freund hat inzwischen damit aufgehört, fühlt sich aber unter Rauchern sichtlich wohl. „Früher befürchtete ich, dass ich mich ausgrenze, wenn ich aufhöre. Denn dann könnte ich nicht mehr bei meinen rauchenden Freunden sitzen. Irgendwann habe ich mir dann gesagt: ‚Natürlich kannst du nicht rauchen UND dich zu den Rauchern gesellen!’“ Für mich war es interessant zu erkennen, welche unterschiedlichen Motivatoren es gibt, um dem Glimmstengel treu zu bleiben. Wer diese genau kennt, dem fällt es vermutlich leichter, mit dem Rauchen aufzuhören. Das erfordert freilich etwas Mut. Mut, sich selbst und anderen gegenüber ehrlich zu sein. Wer gibt schon gerne zu, dass er aus Langeweile raucht? Oder um vor sich selbst davonzulaufen? Doch das Wissen um den tieferen Sinn hat einen entscheidenden Vorteil: Die durch das Aufhören entstehende Lücke lässt sich bewusst anders schließen. Nun ist Selbstdisziplin gefragt – und die macht ja bekanntlich lebensfroh, ganz ohne Nebenwirkungen!