Auch als simplify-Bloggerin bin ich nicht davor gefeit, in die typischen Fallen zu tappen, die einem das Leben erschweren. Kennt ihr die berühmte Geschichte mit dem Hammer aus Paul Watzlawicks „Anleitung zum Unglücklichsein“? Von dem Mann, der ein Bild aufhängen wollte, dem aber der Hammer fehlte? Bevor er seinen Nachbarn fragt, ob er dessen Hammer ausleihen kann, gehen ihm zig Gedanken durch den Kopf – warum der Nachbar seine Bitte ausschlagen könnte bis hin zu dem Schluss, dass dieser wohl ein übler Zeitgenosse sein muss. Am Ende steht er vor des Nachbarn Tür und schnauzt ihn an.
Watzlawick schreibt dazu: „Die Wirkung ist großartig, die Technik verhältnismäßig einfach, …“ Ja, einfach mag sie ein. Doch sie tut uns deshalb nicht gut! Bei mir hat sich neulich ein genau solches Kopfkino abgespielt. Ich wollte meine Tochter bei einer Freundin abholen. Deren Mutter stand mit einer anderen Person draußen und unterhielt sich. Die andere war verdeckt, so dass ich sie nicht erkennen konnte. Als ich auf die beiden zuging, drehte sie sich um und verschwand. Als ich die Mutter erreichte, fragte sie mich direkt: „Hat Sylvie ein Problem mit dir?“ Ich sah der Frau nach, die einfach gegangen war: „Ach, war das Sylvie? Ich habe sie gar nicht richtig erkennen können! Nö, eigentlich haben wir gerade kein Problem miteinander.“ „Ich dachte nur, weil sie sofort gegangen ist als ich zu ihr sagte: ‚Da vorne kommt die Dunja.’“ Und schon fing es in meinem Kopf an zu arbeiten … Den ganzen Abend noch baute ich mir meinen Kinofilm zusammen. Sylvie war eine Weile krank gewesen. Vielleicht wurmt es sie, dass ich sie nicht auf ihre Krankheit angesprochen hatte? Oder hatte es etwas damit zu tun, dass ich einen Tag zuvor auf der Seite meiner Tochter stand, als es eine kleine Auseinandersetzung zwischen den beiden gab? Wenn ich es mir recht überlegte, war sie die letzten Tage schon so wortkarg mir gegenüber!? Es könnte sein, dass sie wirklich gerade ein Problem hat und mir es nicht sagt! Das End von diesem Lied: Ich fühlte mich miserabel! Am selben Tag hatte ich zuvor schon eine Auseinandersetzung mit einem Geschäftspartner – und dann das! Die Selbstzweifel waren zum Greifen nahe, sprich: Ich mobilisierte alles zum Angriff auf mich selbst. Normalerweise habe ich eine gesunde und gelassene Einstellung zu solchen Dingen. Doch an diesem Tag war mir offensichtlich nach „Ich rede mir mal das Schlimmste ein“. Am nächsten Nachmittag traf ich selbstbewusst auf Sylvie und nahm sie auf die Seite: „Du sag mal, steht da gerade irgendetwas zwischen uns?“ „Nein, wie kommst du darauf?“, antwortete sie. Ich: „Du hast dich doch gestern mit der Mary unterhalten. Und als ich kam, bist du gegangen.“ Sie: „Ja, weil ich dringend wegmusste.“ Ich: „Ja, das hat Mary gesagt. Aber sie hat sich gewundert, dass du genau dann weggegangen bist, als ich in Sichtweite kam.“ Sylvie: „Ach je, was die anderen wieder hineininterpretieren! Ich musste einfach dringend weg und habe nur kurz dort angehalten, weil ich Mary schon so lange nicht gesehen habe. Wenn mir etwas auf der Seele liegt, glaube mir, dann sag’ ich das direkt! Ich fresse das nicht in mich rein!“ „Dann ist ja gut, so hätte ich dich auch eingeschätzt“, sagte ich und wir lösten unser Zweiergespräch schnell wieder auf. Ich hoffe, beim nächsten Mal werde ich ausnahmsweise der Verlockung widerstehen, den einfachen Weg des Kopfkinos zu wählen!