Von der Raupe zum Schmetterling in 4 Phasen
Wenn sich eine Raupe verpuppt, so dachte ich immer, wachsen im Kokon Flügel, Beine und Fühler an den Raupenkörper. Doch so ist es nicht. Eine Raupe häutet sich in ihrer Puppe und löst sich allmählich völlig auf.
Wenn Sie in eine Schmetterlingspuppe im frühen Stadium hineinblicken könnten, würden Sie eine durchsichtige, klebrige Masse vorfinden. Aber in dieser Raupensuppe befinden sich so genannte Imago-Zellen, in denen das Bild des vollständigen Schmetterlings enthalten ist. Nach diesem Bild formt sich nach und nach der komplette Körper mit Flügeln und Beinen.
Schmetterlinge faszinieren uns…
… weil sie eines der schönsten Beispiele der Natur für Transformation und Neubeginn sind. Ein Schmetterling ist der Engel einer toten Raupe. Auch wir Menschen können uns verwandeln, nicht körperlich, sondern im geistigen und seelischen Sinne. Und wir können es nicht nur einmal wie die Schmetterlinge, sondern glücklicherweise mehrmals im Leben.
Vom typischen Verwandlungszyklus der Raupe können Sie einiges lernen für Ihre Persönlichkeitsentwicklung und ganz persönlichen Veränderungsprozesse – vom Messie zum organisierten Arbeiter, von der Birnenform zu einem schlanken Körper, vom unzufriedenen Angestellten zu einem motivierten Selbstständigen.
Phase 1: Auflösung
Jede tief greifende Veränderung beginnt mit einem schrecklichen Vorgang: Sie verlieren Ihre Identität und Form. Es fühlt sich an, als ob alles um Sie herum zerfällt, dass Sie alle und alles verlieren. Diese Selbstauflösung fühlt sich an wie der Tod – weil es in der Tat der Tod Ihrer bisherigen Person ist. Aber trösten Sie sich: Sie werden es überleben. Denn Sie haben keine Wahl. Viele „primitive“ Kulturen haben Rituale, um die Kunst der Selbstauflösung zu erlernen. Jugendliche werden während ihrer Pubertät von den anderen abgesondert, malen sich ihre Gesichter schwarz, bekommen neue Namen und eine neue Identität. Die Älteren lehren die Jüngeren, wie sich der kleine Tod der Veränderung anfühlt.
Wir haben eine solche Vorbereitung nicht. Deshalb reagieren wir auf Veränderungen in der Persönlichkeitsentwicklung meist mit panischer Angst.
simplify-Tipp: Leben Sie während einer Auflösungsphase von einem Tag auf den nächsten, von einer Viertelstunde auf die andere. Konzentrieren Sie sich nicht auf Ihre Hoffnungen und Befürchtungen in Sachen Zukunft, sondern auf das, was gerade passiert. Erlauben Sie sich, zu trauern über das, was Sie verlieren. All das klingt sehr passiv – und so ist diese Phase auch: Tun können Sie hier nichts.
Phase 2: Imagination
Ganz allmählich und von selbst tauchen in Ihrer Seele Bilder auf, wie Ihre Zukunft konkret aussehen könnte. Solche Bilder lassen sich nicht erzwingen.
simplify-Tipp: Sammeln Sie Fotos aus Zeitschriften oder dem Internet. Machen Sie eine Collage über Ihr zukünftiges Leben. Erlauben Sie sich, tagzuträumen. Probieren Sie neue Szenarien aus, bis Sie eine klare Vorstellung von Ihren wirklichen Zielen haben. Sparen Sie sich Zeit und Geld, indem Sie etwas erst in Gedanken erbauen, bevor Sie es im wirklichen Leben umsetzen.
Phase 3: Transformation
In dieser Phase sind Sie angelangt, wenn es Sie in den Fingern juckt, endlich etwas zu tun. Sie sind motiviert, richtiges, leibhaftiges neues Leben zu bauen. Und dann (Trommelwirbel) – scheitern Sie. Immer wieder. Denn es dauert meist viel länger als erhofft, bis Sie das Schmetterlingsstadium wirklich erreicht haben.
simplify-Tipp: Bleiben Sie dran. Gehen Sie zurück in Phase 2 und erproben Sie dort neue Bilder.
Phase 4: Fliegen
Wenn Sie das große Ziel Ihrer Persönlichkeitsentwicklung endlich erreicht haben, wird es sich als etwas Wunderbares erweisen. Sie schälen sich mühsam aus Ihrem Kokon und warten, dass sich Ihre feuchten, zerknitterten Flügel in der Sonne entfalten.
simplify-Tipp: Lassen Sie sich Zeit. Schenken Sie sich Raum für Dankbarkeit und Ruhe. Verbessern Sie Ihr Leben in kleinen Schritten. Und machen Sie sich gefasst auf weitere Transformationen in Ihrem Leben.Wir verwandeln uns fortwährend. Glücklicherweise! Denken Sie an das tibetische Sprichwort: Was die Raupe das Ende der Welt nennt, nennt der Meister einen Schmetterling.