„Träume sind Schäume“, sagen manche. „Ich träume nie“, behaupten andere. Doch viele Menschen haben schon die ungeheure Kraft erlebt, die von einem Traum ausgehen kann. Sind Sie beim Aufwachen manchmal ganz erschrocken über die Bilder, die Ihnen noch lebhaft vor Augen stehen? Oder so beglückt, dass Sie sich am liebsten umdrehen und weiterträumen würden? Oder verwundert über die rätselhaften Geschehnisse im Traum? So nähern Sie sich Ihren Träumen und der Traumdeutung:
Fangen Sie Ihre Träume ein
Legen Sie sich abends ein Heft und einen Stift neben Ihr Bett (moderne Alternative: ein Diktiergerät). Das Aufwachen ist der entscheidende Moment, in dem Ihre Traumbilder ins Bewusstsein gleiten können. Versuchen Sie, behutsam wach zu werden. Benutzen Sie einen Wecker, dessen Ton frei von Information ist (kein Radio). Drehen Sie sich noch einmal für ein paar Augenblicke in Ihre bevorzugte Schlafposition, und schalten Sie nur mildes Licht an.
Nichts im Traum ist unwichtig
Schreiben Sie Ihren Traum auf, während Sie noch im Bett sind. Oft hilft es, sich gleich nach dem Aufwachen 3 Details zu notieren, mit deren Hilfe sich dann der ganze Traum „an Land ziehen“ lässt. Halten Sie so viele Einzelheiten fest wie möglich (Farben, Licht, Töne, Dinge, Tiere,Menschen), und geben Sie Ihrem Traum eine Überschrift.
Für ein Traumtagebuch ist es hilfreich, wenn Sie zu einem späteren Zeitpunkt noch das Datum und den Ort des Traums sowie Angaben zu Ihrem gesundheitlichen Befinden und zu Ihren momentanen Lebensumständen hinzufügen. Sie werden sehen: Wenn Sie Ihre Träume regelmäßig aufschreiben, erinnern Sie sich immer besser an sie.
Kommen Sie mit Ihrem Traum ins Gespräch
Machen Sie’s wie der Schweizer Psychologe und Traumforscher C.G. Jung (1875–1961), und sagen Sie sich als Erstes: „Ich habe keine Ahnung, was der Traum bedeutet.“ So bleiben Sie offen für die Bedeutungsvielfalt Ihres Traums.
Lassen Sie den Traum noch einmal vor Ihrem inneren Auge ablaufen. An welcher Stelle hatten Sie das stärkste – positive oder negative – Gefühl? Dort ist oft ein guter Ansatzpunkt für die Traumdeutung. Sie sind unbefriedigt von Ihrem Traum, weil ein Teil fehlt – vielleicht gerade das Ende (eine Lösung, ein Ausblick auf Zukünftiges)? Schließen Sie die Augen, und versuchen Sie, sich das Ende nachträglich vorzustellen („nachimaginieren“).
Verbindungen herstellen
Suchen Sie Anknüpfungspunkte, z. B.: Tagesreste. Was war gestern (Abend) los, was kommt heute auf Sie zu? Wo klingt der vergangene Tag an – vielleicht in veränderter Form?
Biografie. Gibt es Bezüge zu wichtigen Eckdaten Ihres Lebens (Ihr 1. Schultag, die 1. Arbeitsstelle, Familiengründung etc.)? Oder auch zu früheren Träumen? Handlung.Was könnte auch in der Realität so geschehen? Was ist im Traum anders als in der Wirklichkeit – und was könnte Ihnen das sagen?
Bilder und Symbole. In gedruckten Traumlexika und auf entsprechenden Websites werden oft konkrete Traumdeutungen angeboten, z. B. Züge = Lebenswege, -perspektiven, Häuser = Ihre Lebenssituation, Berg = Hindernisse und Schwierigkeiten, Berggipfel = Ziele etc. Lassen Sie sich von solchen Deutungen anregen, aber nicht festlegen: Aufgrund Ihrer persönlichen Lebenserfahrungen (z. B. Sie fahren jeden Tag mit dem Zug zur Arbeit) können solche Bilder eine ganz andere Bedeutung haben.
Anstöße für Ihr Leben
Träume bringen wertvolle Wahrheiten über Ihr Leben ans Licht – halten Sie sie jedoch nicht für die ganze Wahrheit. Wichtig: Träume nehmen zwar Bezug auf bereits Geschehenes, sind aber auf die Zukunft ausgerichtet. Dabei sind Träume im Normalfall keine Anweisungen („Handle so!“), sondern sie wollen Ihnen sagen: „So handelst du“ bzw.: „So könntest du handeln.“ Beispiel: Wenn Sie im Traum mutig einen Fluss durchschwimmen, könnte das darauf hinweisen, dass Sie sich in der Realität zu sehr von Grenzen einengen lassen.
Sie haben viele Deutungsmöglichkeiten
Bezüge nach außen. Beziehen Sie die einzelnen Elemente des Traums auf andere Personen und objektive Ereignisse. Was meint der Traum in Hinblick auf Partnerschaft, Beziehungen, Beruf usw.? Steht dies im Widerspruch zu Ihren bewussten Einschätzungen? (z.B.: Sie fühlen sich wohl mit Ihrer Arbeit, aber im Traum wirkt Ihr Bürogebäude bedrohlich.)
Bezüge auf Sie selbst. Beziehen Sie alle Elemente des Traums (Personen, Tiere, Vorgänge) auf sich selbst. Fragen Sie sich: Wo erkenne ich mich in den Personen des Traums wieder? Wo verhalte ich mich so? Holen Sie so Energien zum Ich zurück, die Sie etwa durch Projektionen an die Außenwelt verloren haben.
Balance finden, heil werden. Träume versuchen, Defizite Ihrer wachen Persönlichkeit auszugleichen. Ein Traum kann mahnen oder warnen. Lebt jemand sehr „verkopft“, erscheint das Unbewusste im Traum oft mit bedrohlicher Macht.Wenn Sie sich mit Selbstzweifeln herumplagen, kann ein Traum Sie aufmuntern oder bestätigen.
Erwerben Sie ein besseres Gespür für Ihre Träume, indem Sie professionelle Deutungen anderer Träume lesen, etwa den Klassiker: Ingrid Riedel, Träume – Wegweiser in neue Lebensphasen.