Sternstunden: Schauen Sie in den Himmel und lernen Sie das Staunen
„Astronomie ist mir zu kompliziert“, sagen viele. Unmengen Sterne, wer blickt da schon durch? Unser simplify- Rat: Lernen Sie ein Sternbild näher kennen. Dann weicht das Gefühl der großen Kompliziertheit. Von diesen wenigen Sternen, die für Sie bald vertraute Bekannte werden, können Sie sich leicht weiterhangeln, um sich auch andere Sternbilder zu merken.
Als Ausgangspunkt empfiehlt sich das schönste aller Sternbilder, das vor allem an Winterabenden gut zu sehen ist: der Orion.
Lieblingssterne der Ägypter
Das Volk am Nil war von diesem Muster am Nachthimmel so begeistert, dass es die Gräber seiner Könige, die Pyramiden, so in der Wüste anordnete wie die Einzelsterne des Orion. Man stellte sich vor, dass die Pharaonen nach ihrem Tod heimgesandt wurden zu diesen Himmelslichtern, um von dort ihr Heimatland zu erhellen.
Heiligdreikönig
Am leichtesten zu entdecken sind die 3 Gürtelsterne, auch 3 Könige oder Jakobsleiter genannt. Sie heißen von links nach rechts Alnitak, Alnilam und Mintaka (also alphabetisch angeordnet). 3 schwierige arabische Namen, die ein wenig an Donalds Neffen Tick, Trick und Track erinnern – und gute Kandidaten für die 500.000-Euro-Frage bei „Wer wird Millionär?“ wären.
Vier helle
Das schiefe Viereck um die Gürtelsterne herum ist am Winterhimmel leicht zu entdecken. Der helle rötliche Stern oben links trägt den schönen Namen Beteigeuze und ist ein „roter Riese“, also eine pulsierende Sonne im spätesten Stadium ihres Lebenszyklus. Und er ist wirklich riesig: Er hat etwa den 600-fachen Durchmesser unserer Sonne und besitzt eine etwa 10.000-fach größere Leuchtkraft. Beteigeuze ist neben Mira der einzige Fixstern, der mit modernsten Teleskopen von der Erde aus als Fläche beobachtet werden kann. Theoretisch könnte Beteigeuze jederzeit explodieren und zu einer Supernova werden, die dann einen großen Teil des Himmels erleuchten und hell wie der Vollmond strahlen würde. Vielleicht ist das sogar bereits geschehen, denn das Licht von Beteigeuze, das wir heute sehen, zeigt seinen Zustand von vor 430 Jahren.
Rechts oben strahlt Bellatrix. Der nächste im Uhrzeigersinn ist Rigel, der siebthellste Stern am Himmel. Auch Rigel ist im fortgeschrittenen Stadium seiner Existenz. Links unten ist der nicht so helle Saiph.
Vorschlag für einen Merksatz: Der Jäger Orion beginnt seinen Abend mit einem Gebet (Beteigeuze), dann bellt sein Hund (Bellatrix), woraufhin er ihn hinter Schloss und Rigel bringt und ihn mit Saiph(e) wäscht.
Nebulöses
Unter den Gürtelsternen ist mit ausgeruhtem bloßen Auge der Orionnebel zu erahnen. Es ist der sichtbare Teil einer gigantischen Molekülwolke, die so groß ist wie das gesamte Sternbild Orion. Allein dieser kleine sichtbare Teil ist etwa 25 Lichtjahre breit. Eine gewaltige Materiemasse, aus der fortwährend neue Sterne entstehen.
Weiter draußen
Rigel ist einer von 6 hellen Sternen, die das Wintersechseck bilden. Im Uhrzeigersinn der nächste dieser 6 ist Sirius, der hellste Stern des Himmels und Teil des Großen Hundes. Er bildet den unteren Rand der riesigen Bienenwabe, in deren ungefährer Mitte Beteigeuze steht. Gegenüber von Rigel leuchtet Procyon vom Sternbild Kleiner Hund. Weiter oben ist der sehr helle Castor, der mit dem dunkleren Pollux schräg links über sich das Sternbild Zwillinge bildet. Kopf des Sechsecks ist Capella vom Sternbild Fuhrmann. In sternklaren Nächten können Sie die Milchstraße sehen, die sich durch Capella, Castor und Procyon zieht. Der Letzte der 6, gegenüber von Castor, ist Aldebaran. Nicht zu verwechseln mit dem erfundenen Stern Alderan, der Heimat von Prinzessin Lea aus Star Wars.
Staunen Sie
Nutzen Sie die wunderbare Position eines Spaziergängers unter freiem Nachthimmel, an der Grenze zwischen Erde und Unendlichkeit. Staunen Sie darüber, dass Sie so weit in die Ferne blicken können, dass das Licht mancher Sterne viele hundert Jahre zu uns unterwegs ist und dass das große Weltall sich wie Ihre kleine Welt ständig verändert. Und freuen Sie sich darüber, dass Sie Ihren Platz in diesem Universum haben.