Was Sie dagegen tun können, dass Sie sich einsam fühlen
Niemand da zum Reden? Nicht nur alte und kranke Menschen kennen das Gefühl. Auch viele Freiberufler und Home- Office-Besitzer. Berufstätige, die wegen des Jobs umgezogen sind und in fremder Umgebung ganz von vorne anfangen müssen. Arbeitslose Menschen. Hausfrauen, deren Kinder groß geworden sind und deren Partner abends womöglich nicht mehr sehr gesprächig ist. Menschen, die durch Tod oder Trennung wieder ins Singleleben zurückgeworfen wurden. So ergreifen Sie die Initiative:
Im Vorübergehen
Ein freundlicher Wortwechsel mit der Verkäuferin, der Arzthelferin oder einem anderen Kunden im Laden ersetzt kein persönliches Gespräch. Nutzen Sie dennoch solche Gelegenheiten. Fragen Sie den Kunden vor Ihnen an der Kassse, wie er das exotische Gemüse zubereitet. Begrüßen Sie den Fahrer des Ersatzbusses, der Sie von langer Warterei erlöst: „Schön, dass Sie uns weiterhelfen!“ Scherzen Sie mit der Zahnarzthelferin über das Wetter („Zum Nachspülen nehme ich gerne Regenwasser!“).
simplify-Rat: Trainieren Sie Ihr Kommunikationstalent. Jede Mini-Unterhaltung kann bei Ihnen und dem anderen ein Lächeln erzeugen. Allein das tut Ihnen schon gut.
Guten Appetit!
Essen ist mehr als nur Nahrungsaufnahme. In Gesellschaft zu essen ist ein Genuss für Leib und Seele.
simplify-Rat: Essen Sie mittags außer Haus – bei einem Mittagsimbiss, in einem Restaurant mit Mittagsmenü oder in einer für Nicht-Betriebsangehörige offenen Kantine. Nehmen Sie sich vor, sich dort mit anderen wenigstens ein paar Takte zu unterhalten. Mit etwas Glück treffen Sie in „Ihrer“ Pizzeria immer wieder dieselben (netten) Leute. Oder: Verabreden Sie sich mit Menschen aus Ihrer näheren Umgebung, die sich in einer ähnlichen Lage befinden, regelmäßig zum gemeinsamen Mittagoder Abendessen: Mal kocht der eine, mal der andere. Das klappt umso besser, je weniger Aufwand Sie dafür treiben.
Importieren Sie südländisches Flair
Bei unserem letzten Urlaub in einem griechischen Dorf faszinierte mich (Ruth Drost-Hüttl) der Anblick der älteren Dorfbewohner, die sich abends mit einem Stuhl vor ihr Häuschen setzten, um dem Treiben auf der Straße zuzusehen oder miteinander zu schwatzen.
simplify-Rat: Verlassen Sie Ihre eigenen 4 Wände, zeigen Sie sich draußen! Setzen Sie sich bei gutem Wetter mit Ihrer Beschäftigung in den Hof Ihres Wohnblocks, reparieren Sie Ihr Fahrrad vor Ihrer Haustür. Nutzen Sie den gemeinsamen Wäschekeller statt des Wäschetrockners in Ihrer Wohnung.
Sie brauchen kein Vereinsmeier zu werden …
… aber eine gute Möglichkeit, unter Menschen zu kommen und neue Freunde zu gewinnen, sind Gruppen, die sich regelmäßig treffen. Um einem Sportverein oder einem Chor beizutreten, müssen Sie kein Spitzensportler oder Profi-Sänger sein: An vielen Orten gibt es Angebote für „Einsteiger“. Am besten schnuppern Sie bei mehreren Gruppen hinein, bevor Sie sich entscheiden.
simplify-Rat: Wenn Sie berufsbedingt mobil sind, wählen Sie eine große, überregionale Organisation (beispielsweise eine Umweltschutzorganisation oder einen kirchlichen Verband). Müssen Sie umziehen, können Sie sich an Ihrem neuen Wohnort der Gruppe vor Ort anschließen. Sie haben dann bereits „Stallgeruch“ und kennen vielleicht schon jemanden von einem überregionalen Treffen.
Für Arbeitstiere: Zeit umwidmen
An Freunden und Bekannten herrscht an sich kein Mangel, aber Sie – und die anderen – sind zu eingespannt, um die Kontakte zu pflegen? Menschen, die für die Pflege ihrer echten Freundschaften „keine Zeit haben“, verbringen oft viel Zeit damit, ihr Bedürfnis nach Kommunikation auf andere Weise zu stillen, etwa in Internet- Foren (Problem: oft rüder Ton oder eigenartiger Fach-Slang). Oder indem sie bei beruflichen Telefonaten und Gesprächen ausführlich über Privates reden (Problem: oft für den Gesprächspartner lästig).
simplify-Rat: Reduzieren Sie konsequent solche Pseudo-Kontakte. Ersetzen Sie sie durch „echte“ Treffen mit Menschen, die Ihnen wirklich am Herzen legen. Machen Sie Tätigkeiten rund um den Haushalt, die Sie alleine tun, zu Gemeinschaftsaktivitäten: Verabreden Sie sich zur großen wöchentlichen Einkaufsrunde, zur Fahrt ins Möbelhaus, zum Unkrautjäten im Garten, zum Fensterputz, zur Flickwäsche- Session.
Wenn Sie von daheim aus arbeiten, sparen Sie dadurch Zeit, dass der Weg zur Arbeit wegfällt. Widmen Sie die gesparte Fahrzeit um in „Kontaktzeit“. Gönnen Sie sich ohne schlechtes Gewissen eine Pause im Café um die Ecke oder eine Fahrradrunde zu zweit am frühen Abend.
Hilft gegen einsame Momente: Musik
Das gilt sogar für traurige Stücke. Der Neurobiologe Professor Jaak Panksepp mutmaßt, Musik könne beim Menschen neurochemische Substanzen wie das Bindungshormon Oxytozin aktivieren, die das Gefühl der Einsamkeit lindern.
simplify-Rat: Wenn Sie unter dem „Kein Schwein ruft mich an!“-Blues leiden und selbst auch niemanden anrufen können: Greifen Sie in Ihre CDSammlung, oder lauschen Sie einem (Web-)Radiosender. Musik öffnet das Herz!