Teil 1: Gestalten Sie Ihr persönliches „Männchen”
Mit einer lustigen einfachen Zeichnung können Sie aus einer schlichten Nachricht (die schnell zwischen all den anderen untergeht) eine unverwechselbare Botschaft machen, die garantiert beachtet wird (und den Empfänger zum Schmunzeln bringt). Deshalb verrät der zeichnende Chefredakteur Stück für Stück ein paar Tricks zum zeichnen lernen aus der Comic-Szene.
In Ihnen steckt was!
Seit einigen Jahren führe ich Seminare namens Management by Cartoons durch (der Titel ist englisch, weil die zugrunde liegende Methode aus den USA kommt). Bevor ich auch nur einen Strich zeichne, ermuntere ich die Teilnehmer, etwas zu Papier zu bringen, was sie irgendwann schon mal gekritzelt haben, beim Telefonieren oder in langweiligen Sitzungen: ein Männchen, ein Tier, eine Blume oder sonst etwas. Das Erstaunliche: Nur ganz wenige streiken. Irgendeine Zeichnung steckt in jedem drin, und wenn sie schon Jahrzehnte alt ist. Probieren Sie das jetzt selbst!
Erwecken Sie es zum Leben
Beim Zeichnen lernen à la simplify sollten Sie sich auf das konzentrieren, womit Sie die meiste Wirkung erzielen: das Gesicht. Augen und Mund Ihrer Figur entscheiden über deren Stimmung. Deswegen fangen die meisten Profizeichner damit ihr Bild an.
Die Augen legen in Zusammenarbeit mit den Augenbrauen die Grundemotion fest. Neigen sich die Brauen nach innen, bedeutet das Zorn, Boshaftigkeit,Stärke. Wenn Sie große „Micky-Maus-Augen” mit Pupille zeichnen, können Sie den oberen Rand als Braue verwenden.
Bei Knopfaugen im „Peanuts-Stil” müssen Sie Brauen hinzufügen, wenn Sie bestimmte Gefühle darstellen möchten.
Neigen sich die Brauen nach außen, ist das ein Zeichen für Melancholie, Trauer, Schwäche. Diese „Zeichensprache der Emotionen” ist der Natur abgeschaut: Wir haben ein hoch sensibles Empfinden für die wenigen Millimeter Unterschied, die zwischen Zorn und Trauer liegen. Der Karikaturist hebt diese Nuancen mit Hilfe der Übertreibung (lat. caricatura) hervor.
In Kombination mit einem (nach oben gezogenen) lachenden Mund oder einem (nach unten gezogenen) mies gelaunten Mund ergeben sich bereits ein paar interessante Kombinationen.
Weitere Varianten entstehen, wenn Sie geschlossene Augen dazunehmen. Davon gibt es 2 Sorten: nach unten gebogen = entspannt (schlafend, gelassen, überlegen); nach oben gebogen = gespannt (freudig, angestrengt). Die Möglichkeiten für die Augenbrauen stehen Ihnen auch bei geschlossenen Augen zur Verfügung.
Gut macht es sich, wenn der Mund leicht geöffnet ist (die Figur „lebt” besser) und nicht zu symmetrisch in der Mitte sitzt (die Figur wirkt dynamischer und natürlicher). Beim lauten Lachen reißt ein Mensch den Mund weit auf – das wird bei der Karikatur natürlich noch übertrieben.
Zeichnen Sie Augen und Mund sorgfältig, mit klaren Linien. Der Rest des Gesichts kann – je nach Ihrem persönlichen Stil – fahrig, dick oder sorgfältig ausfallen. Für die Emotionen entscheidend sind allein Mund und Augen.
Vereinfachen Sie Ihr Männchen, lassen Sie alle anderen Gesichtslinien, Falten usw. weg. Die fügt der Betrachter mit seiner Phantasie selbst ein.
Stehlen Sie mit den Augen
Jetzt, wo Sie die wenigen Regeln für Mund und Augen kennen, werden Sie Comics und Karikaturen in Zeitschriften ganz anders sehen. Zeichnen Sie Figuren, die Ihnen gefallen, ohne Skrupel ab – nach einiger Zeit wird sich Ihr abgemaltes Männchen so weit verändern, dass es Ihr eigenes ist. Klauen Sie gute Details beim zeichnen lernen – daraus entwickelt sich ganz von selbst Ihr persönliches Männchen, das Sie zu Ihrem Markenzeichen machen können.