Wenn ich für euch eine Schublade öffnen dürfte: Wäre es die des Kopfmenschen oder die des Bauchmenschen? Oder soll ich beide für euch aufziehen? Also ich habe mich immer eher für einen Bauchmenschen gehalten. Beim Kochen halte ich mich selten genau an ein Rezept. Meinen Tee lasse ich „nach Gefühl“ ziehen. Bei der Auswahl meines Frisörs lenkt mich mein Bauch. Bei Klamotten sowieso (obwohl ich hierbei schon oft falsch lag). Wähle ich mein neues Urlaubsdomizil aus, wird’s schon schwieriger. Da entscheidet erst einmal ganz viel der Kopf – Kosten, Lage, Erreichbarkeit, Wetterprognose etc. –, dann für die Endauswahl der Bauch. Manchmal auch rasend schnell beides gleichzeitig. Das betraf unseren diesjährigen Sommerurlaub: Kaum hatte ich die Unterkunft nach etlichen Vorrecherchen entdeckt, war sie eine halbe Stunde später auch schon gebucht! Forscher des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin und der Universität Basel haben untersucht, wie wir uns in verschiedenen Alltagsbereichen – Jeans oder Stoffhose? Laptop oder Tablet? Schulmedizin oder Homöopathie? – entscheiden, wissensbasiert oder intuitiv? Und gibt es den reinen Kopf- und den reinen Bauchentscheider? Dabei ist Spannendes herausgekommen: Ob wir im Alltag eher mit dem Bauch oder mit dem Kopf entscheiden, hängt nicht so sehr davon ab, welcher Entscheidungstyp wir sind. Vielmehr spielt vor allem der Inhalt der Entscheidung eine große Rolle und ob wir uns in dem Bereich auskennen. Während wir bei Kleidung, Restaurants und der Partnerwahl eher intuitiv, also aus dem Bauch heraus, entscheiden, setzen wir bei Themen wie Medizin, Elektronik und Urlaub eher auf wissensbasierte Abwägungen, so die Ergebnisse der Studie. Menschen bevorzugen je nach Inhaltsbereich die eine oder die andere Entscheidungsart – ganz unabhängig vom Geschlecht. Das Vorurteil, dass Frauen lieber mit dem Bauch entscheiden als Männer, wurde nicht bestätigt. Wer also in einem Bereich ein Kopfentscheider ist, muss dies längst nicht in einem anderen sein. Die bevorzugte Entscheidungsart hängt davon ab, wie man seine eigene Kompetenz in diesem Bereich einschätzt. Sieht man sich in einem Bereich nicht so sehr als Experte, entscheidet man lieber wissensbasiert. „Haben wir in einem bestimmten Bereich aber recht viel Erfahrung, dann vertrauen wir bei solchen Entscheidungen eher auch unserem Bauchgefühl“, erklärt Thorsten Pachur, Erstautor der Studie. „Dies könnte auch bedeuten, dass ältere Menschen aufgrund ihrer größeren Erfahrung mehr zu Bauchentscheidungen neigen als jüngere.“ Das heißt für euch: Lasst euch niemals einreden, ihr wärt „nur Kopfmensch“ oder „nur Bauchmensch“! Ihr seid immer beides!